Websites einkaufen oder selber machen? Über das Für und Wider von Themes.

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Abbildung TAstatur mit Copy & Paste statt Return-Taste
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Vorgefertigte Website Themes einzukaufen, um Website-Projekte zeit- und kostensparend über die Bühne zu bringen, ist ein verlockender Gedanke. Insbesondere, weil die Entwicklung individueller Websites seit der Etablierung des responsiven Webdesigns um ein vielfaches komplexer und somit zeitaufwändiger geworden ist. Was früher nicht möglich war, und häufig auch verpönt, gehört heute offenbar zum Standard. Was könnte also dagegen sprechen, auf vorgefertigter Themes zu setzen? Immerhin arbeitet mittlerweile ja fast jede zweite Agentur bzw. Webdesigner mit vorgefertigten Websites ...

Wordpress machte es vor

Man kann sagen, dass die Theme Entwicklung mit dem weltweit beliebtesten CMS Wordpress ihren Anfang nahm. Im Jahre 2005 erhielten mit der Version 1.5 a.k.a Strayhorn erstmalig Themes Einzug in Wordpress, was den Weg für einen komplett neuen Markt ebnen sollte.

Heutzutage existiert ein wahrhaft unüberschaubares Angebot von Themes für sämtliche vorstellbaren Zwecke und Branchen auf dem Markt. Es gibt kostenfreie Templates und kostenpflichtige, meist als Premium Themes bezeichnete Vorlagen. Qualitativ herausragend sind in der Regel Produkte beider Lager. Der wesentliche Unterschied liegt meistens im erweiterten Support bei kostenpflichtigen Themes. Diese liegen preislich üblicherweise irgendwo zwischen 30 und 60 Dollar. Dem weltweiten Wettbewerb der Entwickler ist es zu verdanken, dass hier ein zunehmendes Preisgefälle zu verzeichnen ist. Zum Vergleich: Bei dem nicht ganz so sehr verbreiteten Contao CMS - es liegt aktuell mit einem Marktanteil von rund 4% an vierter Stelle - liegen die Kosten für ein gutes Theme meist zwischen 50 und 250 Euro.

Natürlich gibt es bei den auf dem Markt verfügbaren Themes teils gravierende Qualitätsunterschiede, ungeachtet des zu Grunde liegenden CMS. Kostenlose Themes haben generell häufig den Nachteil, dass es keine Garantie auf Weiterentwicklung, Updates oder Bugfixes gibt.

Relativ jung ist auch der Trend zu Theme-Flatrates, bei denen für einen festen Monats- / Jahresbeitrag beliebig viele Themes eines Herstellers genutzt werden können. Diese Flatrates schlagen strategisch in eine ähnliche Kerbe wie Homepage Baukästen der Marke Wix, GoDaddy oder Jimdo.

"Der Kunde wollte es so!"

Der Punkt, an dem sich für den Einkauf eines Themes entschieden wird, ist meist der, wenn ein Projekt kostengünstig umgesetzt werden muss, etwa für einen Verein, ein Startup oder einen Existenzgründer. Anwender wie diese haben oftmals ihre ersten Schritte mit den oben genannten Homepage Baukästen unternommen, um dann relativ schnell festzustellen, dass ihnen entweder die Möglichkeiten des Systems oder die eigenen technischen Fähigkeiten klare Grenzen aufzeigen.

Eine Website auf Basis eines Themes verspricht in diesem Zusammenhang also ein Upgrade zu sein, denn auf den ersten Blick werden hier gleich mehrere Vorteile vereint:

  • Die Website kommt kostengünstig aber dennoch in einem professionellen Look & Feel daher.
  • Der gesamte Prozess verspricht schnell über die Bühne zu gehen, können doch die Design-Phase und große Teile der Entwicklung weitestgehend übersprungen werden.
  • Die Demo-Inhalte ermöglichen eine funktionsfähige Website, die als Basis für die schnelle inhaltliche Anpassung herangezogen werden kann.
  • Es gibt bereits von Haus aus einen großen Funktionsumfang, der viele mögliche Anwendungsfälle abdeckt - die bordeigenen Module und Funktionalität sowieso inklusive.

Die Nachteile sind zwar nicht so offensichtlich, aber unmittelbar damit verknüpft:

  • Die meisten Website-Themes sehen in ihren Demo-Versionen klasse aus. Das Problem ist, dass diese Darstellung meist wenig mit dem Endresultat der fertigen Website zu tun hat. Es ist also davon auszugehen, dass die fertige Theme-Website niemals so aussehen wird, wie in der Demo.
  • Der Funktionsumfang ist gerade für kleine Projekte zu groß. Durch die Komplexität ist häufig eine gewisse Einarbeitungszeit notwendig, die proportional zum Umfang der Anpassungen noch einmal steigt.
  • Die technische Umsetzung ist nicht immer sauber; häufig ist die Website überladen. Dadurch, dass zu viele unnötige Daten, Skripte und Plugins geladen werden, ist die Performance alles andere als optimal.
  • Die Semantik ist häufig eingeschränkt (beispielsweise bei den Möglichkeiten, Überschriften einzusetzen), so dass eine optimale OnPage-SEO nur beschränkt möglich ist.
  • Die Individualisierungsmöglichkeiten sind zunächst einmal beschränkt.

Eines sollte einem immer klar sein: Themes sind immer Webseiten von der Stange. Unternehmen sollten aber unbedingt Alleinstellungsmerkmale aufweisen, und das Besondere ihrer Leistungen und Produkte hervorheben. Dieses umzusetzen ist mit einem Theme erst einmal nur erschwert möglich.

Genau hier liegt ein großes Problem: Spätestens dann, wenn es an die Individualisierung des Themes geht, beginnt die Sache schnell problematisch zu werden. Häufig muss an diesem Punkt sehr tief in das Theme eingegriffen werden, was den Aufwand schnell explodieren lassen kann. An dieser Stelle hätte eine Eigenentwicklung vom Start weg vermutlich mehr Sinn gemacht. Auch wird hier gerne die späte Erkenntnis gewonnen, dass die ursprüngliche Aufwandseinschätzung absolut nicht mehr hin haut.

Also keine Themes nutzen, sondern nur individuelle Lösungen, oder was?

Jein. Gerade für Einsteiger können Themes als Basis betrachtet werden, um über den eigenen Tellerrand zu blicken, und von Entwicklern, die hunderte von Stunden in die Erstellung eines hochwertigen Themes investiert haben, einiges zu Best Practices und Herangehensweisen bei gängigen Aufgabenstellungen im modernen Webdesign zu erfahren. Hier hört es aber schnell auf. Themes sollten wirklich immer nur als mögliche Basis für eine Website betrachtet werden.

Im Kontext des angesprochenen Wettbewerbs kommt man natürlich gerade bei individuellen Projekten schnell in die Not, effizient und kostensparend zum Ziel zu kommen. In Zeiten, in denen der Markt von Themes überschwemmt wird, und Tools wie Adobe CC es erlauben, akzeptable HTML-Seiten ohne jegliches technisches Know-how zu kreieren, gibt es für Webdesigner und Agenturen Bedarf an Optimierung. Man sollte sich also ständig fragen, an welchen Stellschrauben man noch drehen kann, um günstiger zu werden bzw. wettbewerbsfähig agieren zu können. Glücklicherweise sorgt die stetige Weiterentwicklung des eigenen Know-hows dafür, dass der Entwicklungsprozess kontinuierlich optimiert wird.

Empfehlung für Webdesigner und Agenturen: Frameworks statt Themes

Auch, wenn Skripte und CSS vergangener Unternehmungen zumindest teilweise in neue Projekte übernommen werden können, sind Individuallösungen meist zu 80% davon geprägt, von Grund auf neu entwickelt werden zu müssen.

Im Optimalfall aber wächst die eigene CSS- und Skript-Bibliothek stetig, so dass irgendwann auf ein eigenes Framework zurückgegriffen werden kann, und der Aufwand der Neuentwicklung beträchtlich geschmälert wird. Ein klassisches Framework besteht - zumindest auf Seiten des CSS - beispielsweise aus dem Reset Code, Grunddefinitionen für Standard-Elemente, Helfer-Klassen und den Grunddefinitionen für die CMS-Module.

Im selben Zusammenhang sollten auch die eingesetzten Technologien konsequent weiter entwickelt und effizienter definiert werden, wie zum Beispiel der Einsatz von Präprozessoren wie SASS / SCSS oder Less.

Auf Basis dieses eigenen, ständig wachsenden Frameworks, und der, wenn man es so will, ergänzenden Skript-Bibliothek, lassen sich dann auch individuelle Projekte effizienter umsetzen. Der große Vorteil daran ist, dass die Website in allen Punkten passgenau auf die individuellen Anforderungen des Kunden zugeschnitten ist - nicht mehr, und nicht weniger.

Entscheidet man sich dennoch PRO Theme, gibt es einige Punkte zu beachten

Ob Theme oder Individuallösung - oder ein Mix aus beiden - bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist aber, dass Website-Lösungen auf Theme-Basis keine Allheillösung für schnelle und unkomplizierte Projekte sind. Ganz im Gegenteil - die Umsetzung kann schnell problematisch werden, wenn man nicht ein paar wichtige Punkte beachtet:

  • Bei der Verwendung von Themes sollte von Anfang an genug Zeit für die Konzeptionierung eingeplant werden. Denn wenn das fehlt, wird der Aufwand hintenraus unweigerlich explodieren. Und das geht zu Lasten sämtlicher Beteiligter.
  • Themes sollten weitestgehend CI-konform individualisiert werden. Die absolute Basis hierzu stellt der Einsatz von Farben und Schriften, die dem Corporate Design entsprechen.
  • Es besteht immer die Chance, dass der Kunde die Website "unbeabsichtigt versaut", dies aber mangels Fachwissen (oder geschultem Auge) nicht erkennt. Themes sind oftmals nicht darauf ausgelegt, fehlende Teaser-Bilder oder grobe Fahrlässigkeiten bei der Content-Pflege oder Bilder-Integration aufzufangen.

Zudem sollte man sicher ehrlicherweise ein paar Fragen stellen:

  • Teile ich dem Kunden mit, dass es sich bei seiner Website um ein Theme handelt, oder nicht?
  • Falls nicht: Was ist, wenn der Kunde es herausbekommt? Ist mir das den Vertrauensverlust wert?
  • Falls doch: Wie kommuniziere ich meinen Aufwand? Was passiert in ein paar Jahren, wenn ein Website-Relaunch ansteht? Kommt der Kunde wieder? Oder ist er durch die Möglichkeit bzw. den Einsatz von Themes der Meinung, den Prozess auch selbstständig von A - Z abhandeln zu können?

Fazit

Jeder, der etwas mit Webdesign am Hut hat, sollte sich Fragen, ob der Trend zur "Geiz ist geil!"-Mentalität auch in der Web-Entwicklung unterstützt werden sollte. Fakt ist: Themes drücken die Preise für professionelle Websites. Das Gefühl für gutes Design, herausragende Technik und kompetente Beratung geht zusehends verloren. Website-Generatoren der großen Anbieter tun ihr übriges, wertiges und handgemachtes Webdesign in Frage zu stellen. Die Argumente für Individuallösungen - und eine entsprechende Vergütung - sind definitiv vorhanden. Man muss sie nur vertreten können.


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